Humin- & Fulvosäuren: Vorkommen, Eigenschaften und Gewinnung

Grün ist Gold
2024-10-08 15:47:00 / Grün ist Gold / Kommentare 0
Humin- & Fulvosäuren: Vorkommen, Eigenschaften und Gewinnung - Humin- & Fulvosäuren im Cannabisanbau

Humin- und Fulvosäuren im Cannabisanbau

In der Pflanzenpflege und im Gartenbau sind Huminsäuren und Fulvosäuren wertvolle Helfer. Sie verbessern nicht nur die Nährstoffversorgung, sondern fördern auch das Bodenleben und die Pflanzenresistenz. In diesem Artikel erfährst du alles Wichtige zu diesen Säuren, von ihrer Funktion und Wirkung bis hin zur Anwendung und Herstellung, sowohl im häuslichen als auch im industriellen Bereich.

Was sind Huminsäuren und Fulvosäuren?

Huminsäuren und Fulvosäuren gehören zu den Huminstoffen, die durch die Zersetzung von organischem Material entstehen. Sie kommen vor allem in Böden, Torf und Gesteinen wie Leonardit vor und spielen eine Schlüsselrolle bei der Bodenfruchtbarkeit und Pflanzenwachstum.

  • Huminsäuren: Größere, komplexe Moleküle, die dunkler gefärbt sind (von braun bis schwarz) und eine hohe Kationenaustauschkapazität besitzen. Sie sind hauptsächlich im Boden gebunden und weniger mobil.
  • Fulvosäuren: Kleinere Moleküle, die wasserlöslich sind und leichter in Pflanzenzellen eindringen. Sie sind gelblich bis bräunlich und wirken besonders bei der Nährstoffaufnahme unterstützend.

Vorteile von Huminsäuren und Fulvosäuren

Für den Boden:

  • Verbesserung der Bodenstruktur: Huminsäuren wirken wie ein "Schwamm" und erhöhen das Wasserhaltevermögen des Bodens. Sie binden Wasser und Nährstoffe und stellen diese den Pflanzen nach und nach zur Verfügung.
  • Erhöhung der Nährstoffverfügbarkeit: Sie binden positiv geladene Nährstoffe (Kationen) wie Kalium (K⁺), Magnesium (Mg²⁺), Calcium (Ca²⁺) und Eisen (Fe²⁺/³⁺). Dies verhindert, dass die Nährstoffe ausgewaschen werden, und macht sie länger für die Pflanzen verfügbar.
  • Förderung des mikrobiellen Lebens: Huminsäuren liefern organisches Material, das als Nährstoffquelle für Mikroorganismen dient. Dies führt zu einer höheren Bodenfruchtbarkeit.

Für die Pflanze:

  • Optimierung des Nährstofftransports: Fulvosäuren fungieren als Transportmittel für Nährstoffe und helfen, diese direkt in die Pflanzenzellen zu bringen. Sie verbessern die Zellpermeabilität, was besonders in Stressphasen (z.B. Trockenheit) hilfreich ist.
  • Erhöhte Stressresistenz: Fulvosäuren haben antioxidative Eigenschaften und können freie Radikale neutralisieren, die bei Trockenheit oder Schädlingsbefall entstehen. Dadurch wird die Pflanze widerstandsfähiger gegen Umweltstress.
  • Förderung des Wurzelwachstums: Huminsäuren stimulieren das Wurzelwachstum und stärken die Wurzeln, was zu einer besseren Nährstoff- und Wasseraufnahme führt.

Anwendung: Gießen oder Sprühen?

Huminsäuren und Fulvosäuren können sowohl über den Boden als auch über die Blätter angewendet werden. Jede Methode hat ihre eigenen Vorteile.

  • Gießen: Huminsäuren verbessern die Bodenstruktur und fördern das Bodenleben. Durch das Gießen gelangen sie in den Wurzelbereich und helfen, Nährstoffe über die Wurzeln effizient aufzunehmen. Besonders bei trockenen Böden oder schlechter Bodenstruktur ist das Gießen von Huminsäuren hilfreich, um die Feuchtigkeit und Nährstoffverfügbarkeit zu erhöhen.

  • Sprühen (Blattapplikation): Fulvosäuren eignen sich hervorragend für die Blattapplikation, da sie schnell von den Pflanzenblättern aufgenommen werden. Sie transportieren Nährstoffe direkt in die Zellen und verbessern den internen Nährstoffkreislauf. Ideal ist es, die Sprühlösung mit Nährstoffen zu kombinieren, da Fulvosäuren diese dann gezielt in die Pflanzenzellen einschleusen. Selbst wenn du nur Fulvosäuren ohne zusätzliche Nährstoffe verwendest, unterstützen sie dennoch die Pflanze durch die Verbesserung der Zellpermeabilität und die Förderung der allgemeinen Nährstoffaufnahme.

Wie man Huminsäuren und Fulvosäuren zu Hause gewinnt

Es ist möglich, Huminsäuren und Fulvosäuren aus verschiedenen organischen Materialien zu Hause zu extrahieren. Hier sind einige heimische Materialien, die reich an Huminstoffen sind:

  • Laubstreu (besonders von Eichen und Buchen)
  • Kompost (gut gereifter, organischer Kompost)
  • Erlenfrüchte (wie du es selbst schon genutzt hast)
  • Torf oder Moorboden

Um die Freisetzung der Säuren zu beschleunigen, kann das Material zerkleinert oder leicht zersetzt werden. Warme Temperaturen und leicht saure Bedingungen (z.B. durch das Hinzufügen von etwas Zitronensäure oder Essig) können die Löslichkeit verbessern.

Dosierung für den Hausgebrauch

  • Erlenfrüchte: Eine einfache Faustregel, die du zu Hause anwenden kannst, ist, etwa 20 Erlenfrüchte auf einen Liter Wasser zu geben. Diese Lösung kann sowohl gegossen als auch gesprüht werden, wobei die Sprühlösung für die Blattapplikation in einer geringeren Konzentration verwendet werden sollte.

  • Kompost-Tee: Wenn du Kompost verwendest, kannst du etwa eine Handvoll Kompost in fünf Liter Wasser einweichen, um eine nährstoffreiche Lösung zu erhalten, die Huminsäuren und Fulvosäuren enthält. Lass den Tee einige Tage ziehen, um die Freisetzung der Nährstoffe zu fördern.

Industrielle Gewinnung von Huminsäuren und Fulvosäuren

In der industriellen Produktion werden Huminsäuren und Fulvosäuren meist aus Leonardit (einem humusreichen, weichen Braunkohle-Gestein) oder Torf gewonnen. Hierzu werden alkalische Lösungen (wie Kaliumhydroxid) verwendet, um die Huminsäuren aus dem Material zu extrahieren. Das liegt daran, dass Huminsäuren in stark alkalischen Umgebungen besser löslich sind. In Erlen und anderen organischen Materialien, welche wir im Hausgebrauch verwenden, sind die Säuren leichter verfügbar und können besser mit einer leicht sauren Lösung herausgelöst werden. Der Prozess der industriellen Extraktion umfasst:

  1. Zerkleinerung des Materials (Leonardit oder Torf).
  2. Einlegen in alkalische Lösung (meist Kaliumhydroxid) zur Freisetzung der Huminstoffe.
  3. Filtration und Trennung der Huminsäuren und Fulvosäuren.
  4. Konzentration der extrahierten Lösung, um sie in flüssiger oder pulverisierter Form zu verkaufen.

Fazit

Huminsäuren und Fulvosäuren sind essenzielle Bestandteile eines gesunden Bodens und fördern das Pflanzenwachstum auf natürliche Weise. Sie verbessern die Bodenstruktur, erhöhen die Nährstoffverfügbarkeit und stärken die Widerstandskraft der Pflanzen. Sowohl im privaten Garten als auch in der industriellen Landwirtschaft werden diese Substanzen zunehmend geschätzt.

Ob du nun Huminsäuren und Fulvosäuren durch natürliche Materialien selbst extrahierst oder industriell hergestellte Produkte verwendest, beide bieten zahlreiche Vorteile für die Gesundheit von Pflanzen und Boden. Wichtig ist es, die richtige Dosierung und Anwendungsmethode zu finden – sei es durch Gießen oder Sprühen – und die Pflanzen damit nachhaltig zu unterstützen.


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